1907 - Bei einem Abendessen in der Londoner
Wohnung von William J. Pirrie (Vorstandsvorsitzender der Harland &
Wolff Werft in Belfast) spricht J. Bruce Ismay (Reederei White Star Line)
über den Bau von zwei riesigen Schiffen (ein drittes sollte später
hinzukommen), die sich in Luxus, Größe und Geschwindigkeit mit
denen der Konkurrenzlinien messen können. Sie sollen als Schiffe der
'Olympic'-Klasse vor allem die Cunard-Linie im Luxuspassagierverkehr im
Atlantik übertreffen.
29. Juli 1908 - Die Eigentümer von White
Star, darunter Ismay, genehmigen grundsätzlich den Konstruktionsplan
für die Schiffe der 'Olympic'-Klasse, wie ihn die Werft Harland &
Wolff unter direkter Leitung von Lord Pirrie und mit Unterstützung
seines Neffen Thomas Andrew ausgearbeitet hatte.
31. Juli 1908 - Ein Vertrag über den
Bau der 'Olympic', 'Titanic' und eines später zu bauenden dritten
Schwesterschiffs (Britanic) in der Belfaster Werft wird unterzeichnet.
Die letzte Entscheidung über Auslegung, Ausführung und Ausstattung
behält sich Ismay vor. Geplante Abmessungen der 'Titanic': 269 Meter
Länge, 28 Meter Breite und 31,70 Meter Höhe bis zur Brücke.
Kosten: 1,5 Millionen Pfund Sterling. Auf beiden Seiten des Atlantiks müssen
neue Docks gebaut werden, die Schiffe von solcher Größe aufnehmen
können.
16. Dezember 1908 - Kiellegung auf Werft 400
von Harland & Wolff: Baubeginn der 'Olympic'.
31. März 1909 - Kiellegung auf Werft
401: Baubeginn der 'Titanic'.
20. Oktober 1910 - Erfolgreicher Stapellauf
der 'Olympic'.
31. Mai 1911 - Erfolgreicher Stapellauf der
'Titanic' im Beisein von über 100.000 Menschen. Sie ist zu dieser
Zeit (zusammen mit der 'Olympic') das größte bewegliche Objekt,
das je von Menschen gebaut wurde. 22 t Talg, Seife und Schmieröl werden
verbraucht, um das Bett der Helling einzuschmieren und vor dem ungeheuren
Druck von rund 450 kg/cm² zu schützen, den der frischgestrichene
schwarze Rumpf aufbringt. Die Ausrüstung beginnt.
Juni 1911 - Die 'Olympic' geht auf Jungfernfahrt
20. September 1911 - Die 'Olympic' (unter
Kapitän Edward J. Smith, dem späteren Kapitän der 'Titanic')
beschädigt in einer Kollision mit einem britischen Marinekreuzer ihren
Rumpf schwer. Die Jungfernfahrt der 'Titanic' wird wegen des erforderlichen
Abzuges von Arbeitern und Material für die Reparatur der 'Olympic'
verschoben.
Januar 1912 - Sechzehn Rettungsboote aus Holz
werden auf der 'Titanic' installiert. Nach einer veralteten Vorschrift
des britischen Handelsministeriums lagen die zwanzig Rettungsboote (darunter
vier "ausklappbare" Notboote) schon um 10% über der geforderten Kapazität.
März 1912 - Die Techniker fangen in Belfast
mit der Montage an; manche wohnen sogar auf dem Schiff.
31. März 1912 - Bis auf ein paar Details
in einigen Passagiersuiten ist die Ausstattung der 'Titanic' abgeschlossen.
Das Schiff hat 46.328 Bruttoregistertonnen bei ca. 60.000 Tonnen Wasserverdrängung,
46.000 PS mit 29 Kesseln, 159 Feuerungen und 4 Schornsteinen, die 22 Meter
über das Bootsdeck aufragen. Sie hat eine Dreifachschraube und soll
etwa 24 Knoten Höchstgeschwindigkeit laufen (was nie ausprobiert wird).
Obwohl die 'Titanic' und ihr Schwesterschiff 'Olympic' in den Abmessungen
identisch sind, bekommt die 'Titanic' mehr Wohnräume und Suiten (und
auch weitere Zusätze an den Aufbauten), so daß sie schwerer
wird als ihr Schwesterschiff. Die 'Titanic' ist das größte Schiff
der Welt.
2. April 1912 - Die Erprobung auf See beginnt.
Die erfolgreich abgeschlossenen Versuche haben knapp einen Tag gedauert.
Das Schiff läuft unter Kapitän E.J. Smith von Belfast zu einer
Nachtfahrt nach Southampton, seinem Heimathafen, aus (etwa 570 Meilen).
5. April 1912 - Die 'Titanic' wird zur Begrüßung
der Bevölkerung von Southampton mit Flaggen und Wimpeln geschmückt.
6. April 1912 - Einstellungstag für den
größten Teil der übrigen Besatzung. Die Fracht rollt an.
Insgesamt beläuft sie sich auf 559 Tonnen und 11.524 verschiedene
Stücke. Außerdem werden 5.892 Tonnen Kohle geladen.
10. April 1912 (Tag der Abfahrt) - [07.30
Uhr] Die gesamte Mannschaft ist an Bord; die Offiziere haben die Nacht
bereits an Bord verbracht. Smith nimmt den Bericht zur Abreise vom Leitenden
Offizier Wilde entgegen. [08.00 Uhr] Die Mannschaft wird gemustert; danach
wird eine kurze Rettungsbootübung, jedoch lediglich mit den beiden
Steuerbordbooten 11 und 15, durchgeführt. [09.30-11.00 Uhr] Die Bootszüge
für die Passagiere der Zweiten und Dritten Klasse fahren ein; die
Passagiere gehen an Bord. [11.30 Uhr] Der Bootszug Erster Klasse aus London
kommt am Dock an. Die Passagiere der Ersten Klasse gehen an Bord und werden
zu ihren Kabinen geleitet. [12.00 Uhr] Die 'Titanic' legt ab und wird von
Schleppern aus dem Dock gezogen. Bei der Fahrt mit eigener Kraft den Fluss
hinunter reißen durch das von der 'Titanic' verdrängte Wasser
alle sechs Festmachetrossen der 'New York', und ihr Heck dreht auf die
'Titanic' zu. Durch schnelle Reaktion wird eine Kollision um knapp 1,20
Meter verhindert. Die Abfahrt verzögert sich um eine Stunde. [13.00
Uhr] Die 'Titanic' setzt die 24 Meilen lange Fahrt flußabwärts
bis zum Ärmelkanal und weiter nach Cherbourg fort. [16.00 Uhr] Der
Bootszug aus Paris kommt in Cherbourg an. Die verspätete Ankunft des
Schiffes wird bekanntgegeben. [18.30 Uhr] Die 'Titanic' liegt mit voller
Beleuchtung vor dem Hafen von Cherbourg vor Anker. 22 Passagiere, die nur
den Kanal überqueren wollten, gehen von Bord, ein Teil der Fracht
wird entladen. [20.00 Uhr] Die 274 Passagiere, die in Cherbourg zusteigen,
sind an Bord; die Barkassen kehren in den Hafen zurück. [20.10 Uhr]
Die Anker werden gelichtet, die 'Titanic' legt nach Queenstown in Irland
ab; dabei durchquert sie den Kanal und umrundet die Südküste
Englands.
11. April 1912 - [11.30 Uhr] Die 'Titanic'
liegt im Hafen von Queenstown vor Anker. 113 Passagiere Dritter Klasse
und sieben Passagiere Zweiter Klasse steigen von Barkassen zu; 1.385 Postsäcke
werden eingeladen. Sieben Passagiere steigen aus. [13.30 Uhr] Der Anker
wird zum letzten Mal gelichtet, und die 'Titanic' begibt sich auf ihre
erste Transatlantikfahrt nach New York. Geschätzte Gesamtzahl von
Besatzungsmitgliedern und Passagieren an Bord: 2.227.
11.-12. April 1912 - Die 'Titanic' legt bei
schönem, ruhigen, klarem Wetter 386 Meilen zurück.
12.-13. April 1912 - Die 'Titanic' legt 519
Meilen zurück. Das Wetter bleibt gut. Einige Eiswarnungen gehen ein,
sind jedoch bei Überfahrten bis April nicht Ungewöhnliches.
13. April 1912 - Vorbeifahrende 'Rappahannock'
ist bei der Durchquerung eines Eisfeldes beschädigt worden und signalisiert
Warnung vor starkem Packeis.
14. April 1912
09.00 Uhr - Die 'Titanic' empfängt einen
Funkspruch der 'Caronia' mit einer Warnung vor Treibeis und Eisbergen auf
42°N zwischen 49° und 51°W.
11.40 Uhr - Das holländische Linienschiff
'Noordam' berichtet "viel Eis" etwa in derselben Position wie die 'Caronia'.
13.42 Uhr - Eisbergwarnung von der 'Baltic'.
Große Mengen Treibeis auf 41°51'N, 49°52'W etwa 250 Meilen
vor der 'Titanic'. Die Nachricht wird Kapitän Smith überbracht.
Smith gibt sie später Bruce Ismay weiter; der steckt sie in die Tasche.
13.45 Uhr - Warnung vor großem Eisberg
geht vom deutschen Linienschiff 'Amerika' ein (41°27'N, 50°8'W).
Die Meldung wird nicht an die Brücke weitergegeben.
19.30 Uhr - Drei Funksprüche mit Warnmeldungen
vor großen Eisbergen auf dem Kurs der 'Californian' (42°3'N,
49°9'W). Der Funkspruch wird an die Brücke weitergegeben. Der
Kapitän nimmt an einem Abendessen unter Deck teil. Eis jetzt nur noch
50 Meilen voraus.
20.40 Uhr - Es wird nach den Süßwasservorräten
des Schiffes gesehen, da das Meerwasser knapp über dem Gefrierpunkt
ist.
20.55 Uhr - Kapitän Smith verabschiedet
sich vom Abendessen.
21.20 Uhr - Kapitän Smith zieht sich
zur Nacht zurück und gibt den Befehl, ihn zu wecken, wenn irgend etwas
zweifelhaft wird...
21.40 Uhr - Warnung vor starkem Packeis und
Eisberg geht von der 'Mesaba' ein (42° bis 41°25'N, 49° bis
50°30'W). Der Funkspruch wird übersehen. Die Funker sind voll
für die Passagiere beschäftigt. Die sechs Eiswarnungen dieses
Tages deuten auf ein riesiges Eisfeld rund 78 Meilen direkt voraus.
21.55 Uhr - Etwa 10 bis 19 Meilen nördlich
der 'Titanic' wird die 'Californian' von Treibeis aufgehalten und funkt
Warnungen an alle Schiffe in der Gegend. Als der Funker der 'Californian'
die 'Titanic' ruft, wird seine Eiswarnung durch ein rüdes "Halten
Sie sich heraus! Schluß jetzt! Sie stören mein Signal. Ich stehe
mit Cape Race in Verbindung" unterbrochen. Der einzige Funker der 'Californian'
hört den Funkverkehr der 'Titanic' mit, schaltet dann um 22.30 Uhr
ab und legt sich wie gewöhnlich ins Bett.
22.30 Uhr - Die Meerestemperatur sinkt unter
0°C.
23.30 Uhr - Die Ausguckmänner Fleet und
Lee im Krähennest nehmen leichten Dunst unmittelbar vor der 'Titanic'
wahr.
23.40 Uhr - Die 'Titanic' fährt mit 21,5
Knoten. Plötzlich erkennen die Ausguckmänner einen Eisberg in
etwa 500 Meter Entfernung direkt voraus; er ragt 15-18 Meter über
das Wasser. Sie betätigen sofort dreimal laut die Alarmglocke und
rufen zur Brücke hinunter: "Eisberg rechts voraus!" Der Sechste Offizier
Moody auf der Brücke bestätigt den Alarm und gibt die Meldung
an den Ersten Offizier Murdoch weiter, der instinktiv dem Steuermann 'hart
Steuerbord' zuruft und den Maschinenraum anweist, die Maschinen zu halten
und dann volle Kraft zurückzufahren. Dann betätigt Murdoch den
Hebel, der die wasserdichten Schotten unter der Wasserlinie schließt.
Der Steuermann dreht das Rad, so schnell es geht. Die 'Titanic' giert nach
Backbord, doch der Eisberg trifft die Bugseite an Steuerbord, schrammt
das Schiff entlang und verschwindet wieder in der Nacht.
Der Aufprall rüttelt zwar die Besatzung
im Vorderschiff durch, wird aber von vielen Passagieren überhaupt
nicht bemerkt. Von der Sichtung des Eisbergs bis zum Zusammenstoß
sind 37 Sekunden vergangen.
23.50 Uhr - Die ersten zehn Minuten nach dem
Zusammenstoß steigt das Wasser im Vorderschiff 4,20 Meter über
Kiel. Die ersten fünf Abteilungen laufen voll. Der Kesselraum 6, 1,50
Meter über Kiel, wird 2,40 Meter hoch überflutet.
Mitternacht - Der Postraum, 7,20 Meter über
Kiel, nimmt so viel Wasser auf, daß die Postsäcke zu schwimmen
anfangen. Nach Unterrichtung von Kapitän Smith, der jetzt auf der
Brücke steht, daß Wasser in die Laderäume 1, 2 und 3 und
in den Kesselraum 6 fließt, besichtigt er den Schaden rasch zusammen
mit Thomas Andrew. Dabei bittet er Andrew um eine Lagebeurteilung. Nach
Andrews Berechnungen kann sich das Schiff nur noch eine bis eineinhalb
Stunden halten. Dabei geht er von der mathematischen Gewißheit aus,
daß die wasserdichten Abteilungen nur bis zum D-Deck reichen und
wenn mehr als vier Laderäume geflutet sind, das Wasser von einer vollgelaufenen
Abteilung gleich in die nächste und dann weiter fließt. Der
Bug der 'Titanic' fängt an zu sinken.
Das Schiff ist zum Untergang verurteilt. Kapitän
Smith befiehlt, über den Schiffsfunk den Notruf CQD abzusetzen. Geschätzte
Position der 'Titanic': 41°46'N, 50°14'W. Die Kessel werden stillgelegt,
aus den Schornsteinen entweichen mit lautem Getöse riesige Dampfwolken.
15. April 1912
00.05 Uhr - Der Squashplatz, 9,60 Meter über
Kiel, steht unter Wasser. Befehl, die Rettungsboote klarzumachen und Mannschaften
und Passagiere zu mustern. Von den schätzungsweise 2.227 Personen
an Bord ist nur für 1.178 Platz in den Rettungsbooten, wenn alle Rettungsboote
voll besetzt werden.
00.10 - 01.50 Uhr - Ein paar Mannschaftsangehörige
auf der 10 bis 19 Meilen entfernten 'Californian' sehen die Lichter eines
Schiffs. Ein paar Versuche, mit dem Schiff über Morselampe Verbindung
aufzunehmen, schlagen fehl. Raketen werden wahrgenommen, aber da sie so
niedrig über dem Schiffsdeck zu hängen scheinen und kein Geräusch
machen, wirken sie nicht wie Notraketen, und niemand kümmert sich
weiter darum. Die Entfernung zwischen den Schiffen wird größer,
bis beide einander nicht mehr sehen können.
00.15 - 02.17 Uhr - Zahlreiche Schiffe nehmen
den Notruf der 'Titanic' auf, auch ihr Schwesterschiff 'Olympic', daß
etwa 500 Meilen entfernt liegt. Mehrere Schiffe, darunter die 'Mount Temple'
(49 Meilen entfernt), 'Frankfurt' (153 Meilen), 'Birma' (70 Meilen), 'Baltic'
(243 Meilen), 'Virginian' (170 Meilen) und 'Carpathia' (58 Meilen) bereiten
sich zu verschiedenen Zeiten darauf vor, zu Hilfe zu kommen.
00.15 Uhr - Die Kapelle spielt im Erster Klasse
Salon auf dem A-Deck und später auf dem Bootsdeck beim Eingang zur
großen Freitreppe muntere Ragtimemusik.
00.20 Uhr - Das Wasser strömt in die
Quartiere der Besatzung, fast 15 Meter über Kiel, auf dem vorderen
E-Deck.
00.25 Uhr - Befehl, Frauen und Kinder in die
Rettungsboote zu bringen. Die 'Carpathia', etwa 58 Meilen südöstlich,
empfängt den Notruf und steuert sogleich mit Volldampf die Unfallstelle
an.
00.45 Uhr - Als erstes wird Steuerbordboot
7 sicher abgefiert. Es kann 65 Personen aufnehmen, enthält aber nur
28. Die erste Notrakete wird abgefeuert. Der Vierte Offizier Boxhall beobachtet,
wie sich ein Schiff der 'Titanic' nähert und dann wieder verschwindet,
obwohl mit der Morselampe immer wieder versucht wird, Kontakt aufzunehmen.
Rettungsboot 4 wird zwischen 00.30 und 00.45 Uhr beladen.
00.55 Uhr - Als erstes Boot auf der Backbordseite
wird Rettungsboot 6 mit nur 28 Personen abgefiert. Steuerbordboot 5 wird
abgefiert. Ismay wird von Offizier Lowe wegen Eingreifens in dessen Befehlsgewalt
zur Rede gestellt (41 Personen an Bord, für weitere 24 wäre Platz).
01.00 Uhr - Steuerbordboot 3 wird mit nur
32 Personen, darunter 11 Besatzungsmitgliedern, abgefiert. Jetzt werden
die Boote allmählich voller beladen.
01.10 Uhr - Steuerbordboot 1 wird abgefiert;
an Bord sind nur 12 statt 40 Personen. Backbordboot 8 wird beladen und
mit nur 39 Personen abgefiert.
01.15 Uhr - Das Wasser steht bis zum Namensschild
der 'Titanic' am Bug; sie bekommt starke Schlagseite nach Backbord. Die
Decksneigung wird stärker. Die Boote werden jetzt voller beladen.
01.20 Uhr - Steuerbordboot 9 verläßt
das Schiff mit 56 Personen. Die 'Titanic' hängt jetzt merklich nach
Steuerboard über.
01.25 Uhr - Backbordboot 12 wird mit 40 Frauen
und Kindern an Bord abgefiert. Zwei Seeleute werden für das Boot eingeteilt.
Nach dem Untergang der 'Titanic' wird es mit den Booten 4, 10, 14 und dem
Notboot D zusammengebunden. Später werden die Geretteten von Offizier
Lowe von Boot 14 auf die anderen Boote verteilt, damit er im Wasser treibende
Passagiere aufnehmen kann. Boot 12 wird mit 70 Personen überladen;
viele sind aus dem Nootboot D übernommen worden. 01.30 Uhr - Unter
einigen Schiffspassagieren bricht Panik aus. Als Backbordboot 14 mit 60
Personen an Bord, darunter auch Offizier Lowe, abgefiert wird, scheint
eine Gruppe von Passagieren in das schon volle Boot hineinspringen zu wollen.
Lowe gibt drei Warnschüsse in die Luft ab. Die Notrufe der 'Titanic'
klingen verzweifelt. "Wir sinken schnell", und "Frauen und Kinder in den
Booten. Wir halten nicht mehr lange durch".
01.40 Uhr - Die meisten vorderen Boote sind
weg; die Passagiere begeben sich auf das Achterschiff. Ismay verläßt
das Schiff mit Notboot C (39 Personen), dem letzten Steuerbordboot, das
noch abgefiert werden kann. Das vordere Welldeck steht unter Wasser.
01.45 Uhr - Auf ihrem Weg zur Unfallstelle
hört die 'Carpathia' die letzten Worte der 'Titanic': "...Maschinenraum
bis zu den Kesseln vollgelaufen..."Backbordboot 2 wird mit 25 Personen
abgefiert. Es kann 40 aufnehmen.
02.00 Uhr - Das Wasser steht knapp 3 Meter
unter dem Promenadendeck.
02.05 Uhr - Noch immer befinden sich über
1.500 Menschen auf dem sinkenden Schiff. Notboot D ist eines der letzten
verbleibenden Boote. Es bietet 47 Personen Platz. Um einen Sturm auf dieses
Boot zu vermeiden, fuchtelt Offizier Lightoller mit seiner Pistole herum
(und schießt wahrscheinlich auch in die Luft), und die Besatzungsmitglieder
bilden mit verschränkten Armen eine Kette um das Boot und lasen nur
Frauen und Kinder an Bord. Das Boot wird mit 44 Personen abgefiert. Das
Vorderschiff der 'Titanic' sinkt unter Wasser, die Decksneigung wird immer
steiler.
02.10 Uhr - Kapitän Smith entbindet die
Funker Bridge und Phillips von ihren Pflichten.
02.17 Uhr - Phillips arbeitet weiter und versucht,
einen letzten Funkspruch abzusetzen. Kapitän Smith teilt den Besatzungsmitgliedern
mit: "Jetzt muß jeder für sich sorgen." Er kehrt auf die Brücke
zurück und erwartet dort das Ende. Thomas Andrew, der Erbauer der
Schiffs, wird zum letzten Mal allein im Rauchersalon der Ersten Klasse
gesehen, wo er ins Leere starrt.
Der Bug der 'Titanic' taucht unter; dabei
kommt das eingeklemmte Notboot B frei, treibt aber kieloben. Pater Thomas
Byles nimmt über 1.000 Passagieren der Zweiten und Dritten Klasse,
die sich am hinteren Ende des Bootsdecks versammelt haben, die Beichte
ab und erteilt ihnen Absolution. Die Bordkapelle hört auf zu spielen.
Viele Passagiere und Besatzungsmitglieder springen über Bord. Der
vordere Schornstein der 'Titanic' bricht ab und begräbt eine Reihe
schwimmender Passagiere unter sich. Notboot A schwimmt frei; etwa zwei
Dutzend Menschen im Wasser können sich daran festhalten. Es taucht
richtig herum auf, wird jedoch unter Wasser gedrückt und stark überladen.
Lowe in Boot 14 rettet die Insassen kurz vor Morgengrauen. Fast die Hälfte
ist inzwischen gestorben.
02.18 Uhr - Mit fürchterlichem Getöse
rutschen alle beweglichen Gegenstände in der 'Titanic' auf den untergegangenen
Bug zu. Die Schiffsbeleuchtung flackert einmal und geht dann aus. Viele
Überlebende sehen mit an, wie das Schiff in zwei Teile auseinanderbricht.
Das Vorderschiff sinkt.
02.20 Uhr - Das abgebrochene Achterschiff
der 'Titanic' sinkt kurz ins Wasser zurück, stellt sich wieder gerade,
läuft langsam voll Wasser, hebt das Heck noch einmal steil in die
Luft und geht dann langsam unter. In diesem größten Schiffsunglück
der Geschichte (bis zum Untergang der 'Estonia' in den 90er Jahren) sterben
über 1.500 Menschen.
03.30 Uhr - Die Rettungsboote sehen die Raketen
der 'Carpathia'.
04.10 Uhr - Als erstes wird Boot 2 von der
'Carpathia' aufgenommen. Zwischen den Trümmern der 'Titanic' schwimmen
im Katastrophengebiet Eisbrocken herum.
08.30 Uhr - Als letztes wird Boot 12 von der
'Carpathia' aufgenommen. Lightoller geht als letzter Überlebender
an Bord. Die 'Californian' kommt neben der 'Carpathia' an und kreuzt im
Katastropengebiet, um noch einmal nach Überlebenden zu suchen.
08.50 Uhr - Ismay, an Bord der 'Carpathia',
kabelt an das New Yorker Büro der Withe Star: "Teile in tiefem Bedauern
mit, daß 'Titanic' heute morgen nach Kollision mit Eisberg gesunken;
schwere Verluste.